Bis auf die Projektplanung durch das Salzburger Ziviltechnikerbüro DI Putre ist das komplette Bauvorhaben „made in Upper Austria“: vom Rohrleitungslieferanten agru Kunststofftechnik Gesellschaft m.b.H. über die mit der Verschweißung der Rohre beauftragte Firma RBS Rohrbau-Schweißtechnik GmbH bis hin zur bauausführenden PEER Wasserbau GmbH. & Co. KG stammen alle Beteiligten aus Oberösterreich.
Projektdaten:
- Bauherr: Marktgemeinde Altmünster für die Seeleitungsbetreiber
- Ort: Österreich
- Bauzeit: Oktober 2015 – April 2018
- Projektant: ZT-Büro DI Putre, Seekirchen am Wallersee
- Baufirma: PEER Wasserbau GmbH & Co. KG, Traunkirchen
- Schweißtechnik RBS Rohrbau-Schweißtechnik GmbH
- Rohrlieferant: agru Kunststofftechnik Gesellschaft m.b.H.
- Rohrleitung: 6.430 lfm PE 100-RC Rohre mit Schutzmantel da 355 mm
in SDR 17 - Gesamtinvestitionskosten: Rund 2,2 Mio. Euro
47-jährige Kanalleitung im Traunsee
Die Gemeinde Traunkirchen und die Marktgemeinde Altmünster sind die Heimat von 17.000 Personen. Deren Abwässer, rund 1.500 m³ täglich, werden über eine gemeinsame Seedruckleitung im Traunsee zur Kläranlage des Reinhalteverbandes Traunsee Nord nach Gmunden geleitet. Bereits bei der Errichtung im Jahr 1970 hatte man zwei Abwasserleitungen da 300 mm auf einer Länge von 2,3 km nebeneinander im See verlegt, um bei einem Gebrechen zumindest mit einer Leitung den Betrieb aufrecht erhalten zu können.
In den ersten paar hundert Metern der PE-Leitung wird dabei mehrmals täglich starker Pumpendruck aufgebaut, um die mehrere Kilometer lange Wassersäule in Bewegung zu setzen. Gerade der Leitungsbeginn wurde in den vergangen Jahrzehnten am höchsten beansprucht. Daher wurde der Ersatz durch eine neue, 3215 m lange Seedruckleitung beschlossen. Diese Kanalleitung besteht aus zwei parallel verlegten PE 100-RC Rohrleitungen in da 355 mm und SDR 17, die in zwei Bauphasen installiert werden. Im Jahr 2015/2016 startete die erste Bauphase im östlichen Seeabschnitt. Nachdem die beiden Abwasserleitungen aus 12 m langen AGRU Schutzmantelrohren vor Ort am Ufer zu zwei 800 m langen Seedruckleitungen verschweißt wurden, lagerten sie bis zur Installation entlang des Ufers im Wasser.
Horizontale Spülbohrung löst Faulgasproblem
Damit Faulgase an beiden Enden einer unter Wasser verlegten Kanalleitung durch spezielle Be- und Entlüftungsventile entweichen können und ein Auftrieb der Kunststoffleitung durch Gaspolster verhindert wird, muss eine moderne Seedruckleitung in einer gleichmäßigen Steigung verlegt werden. In diesem Fall war dazu eine horizontale Spülbohrung mittels gelenkten Bohrkopfs im Bereich des Seeausflusses erforderlich, die von der RBS Rohrbau-Schweißtechnik GmbH mit hoher Präzision ausgeführt wurde. Eine große Herausforderung war neben der bogenförmigen Bohrkurve die Verankerung und Abspannung eines auf der Wasseroberfläche schwimmenden Pontons. Auf dieser Plattform befand sich das Spülbohrgerät. Der Ponton musste einer Zugkraft von 40 Tonnen standhalten und war entsprechend aufwändig mittels Seilen von den Brückenpfeilern und vom Ufer aus gesichert. Nach Abschluss der Spülbohrarbeiten wurde die Kanalleitung mit mehreren Tonnen Zugkraft in den unter Wasser gebohrten Tunnel eingezogen. Die Rohrleitung wird bei einem solchen Kraftakt natürlich stark beansprucht. Daher kamen hier spannungsrissbeständige Schutzmantelrohre aus PE 100-RC des oberösterreichischen Kunststoffverarbeiters AGRU zum Einsatz, die genau für diese extremen Anwendungen entwickelt wurden. Sie bieten doppelten Schutz: Zum einen sind sie aus dem äußert punktlast- und rissbeständigen Werkstoff PE 100-RC gefertigt, zum anderen verfügen sie über einen extra Schutzmantel aus kratzfestem Polypropylen. Auch in allen anderen Bereichen, wo die Kanalleitung ohne schützendes Sandbett direkt auf dem Seegrund verlegt wird, „schlucken“ diese Schutzmantelrohre die durch Steine verursachten Punktlasten problemlos.
Dreidimensionale Seevermessung
Nun steht die zweite Bauphase mit der Installation rund um die Toscana-Halbinsel an. Während die alte Abwasserleitung in diesem Bereich an Land geführt ist, wird die neue, ca. 2,4 km lange Seedruckleitung mittels Betongewichten auf dem Seegrund platziert. Die AGRULINE PE 100-RC Schutzmantelrohre da 355 mm in SDR 17 werden vor Ort auf dem Ufer von der Firma RBS Rohrbau-Schweißtechnik GmbH stumpfgeschweißt und an der Wasseroberfläche des Traunsees zwischengelagert. Im März dieses Jahres werden sie dann in die vorgesehene Trasse "eingeschwommen" und mit Betonelementen, die alle drei Meter wie eine Klammer rund um die Leitung gelegt sind, beschwert. Anschließend wird von einer Seite aus Seewasser in die Rohrleitungen gepumpt, die Luft kann so kontrolliert an der gegenüberliegenden Seite entweichen. So werden die PE 100-RC Druckrohrleitungen in einer S-förmigen Kurve vorsichtig auf den Seegrund abgesenkt. Die Rohrleitungstrasse verläuft dabei graduell von der Wasseroberfläche bis in 20 m Tiefe. Ausgehend von diesem Leitungstiefpunkt erreichen die beiden Rohre im weiteren Verlauf der Trasse dann wieder die Oberfläche. So können auch hier die Faulgase entweichen. Um ein genaues Höhenprofil der Unterwasserlandschaft zu erstellen, wurde der Seeboden in diesem Bereich dreidimensional vermessen. Dabei zeigte sich, dass der Osthang der Toscana-Halbinsel unter Wasser beinahe senkrecht in die Tiefe fällt. In diesem Steilhang ist die Doppelleitung vor dem Abrutschen in große Tiefen zu bewahren. Daher müssen die erfahrenen Taucher der PEER Wasserbau GmbH & Co. KG die Seedruckleitung im Hang dauerhaft verankern. Eine weitere Herausforderung wird dann der Zusammenschluss der neuen Leitungen sein.
Eine Abwasserleitung für Generationen
Josef Leidinger ist der Wassermeister und Leiter der Kanalabteilung der Marktgemeinde Altmünster. Ihm liegt der glasklare Traunsee ganz besonders am Herzen. Als Naturjuwel und Badesee über die Landesgrenzen hinaus bekannt, darf auch für die kommenden Generationen keine Beeinträchtigung der Wasserqualität durch Rohrbrüche oder Lecks stattfinden. „Ich habe mich für die Schutzmantelrohre von AGRU entschieden, weil ich der Meinung bin, dass diese die sicherste Alternative am Markt sind. Wenn man Abwasser durch Trinkwasser leitet, darf man keine Kompromisse eingehen. Ich denke in Generationen, nicht Legislaturperioden. Unsere 1970 installierte PE-Abwasserleitung aus PE 80 hat im Laufe der Jahrzehnte einige Schrammen abbekommen und war trotz Zwischenfällen 47 Jahre im Einsatz. Bei der neuen Leitung gehe ich dank dem wesentlich widerstandsfähigeren und rissbeständigen PE 100-RC, der computergesteuerten Schweißtechnik und nicht zuletzt wegen des zusätzlichen, kratzfesten PP-Schutzmantels von einer bis zu 100-jährigen Nutzungsdauer aus. Höhere Betriebssicherheit, längere Nutzungsdauer und der bessere Schutz unserer Trinkwasserreserve Traunsee übertreffen den geringfügigen Mehrpreis der Schutzmantelrohre bei Weitem. Im Namen der Marktgemeinde Altmünster möchte ich mich auch beim Ziviltechnikerbüro DI Putre für die ausgezeichnete Planung der Seedruckleitung bedanken.“
Automatische Alarmierung bei Leckage
Im Zuge der Arbeiten zur Erneuerung der bestehenden Seedruckleitungen im ersten Teilabschnitt wurde an der Ausmündungsstelle ein Mess- und Kontrollschacht errichtet. Die komplette Abwasserleitung wird ab April dann mittels IDM über eine Fernwirkanlage auf Rohrbrüche bzw. Leckagen überwacht. Denn es gibt eine permanente Vergleichsmessung zwischen zulaufender und ankommender Wassermengen am Beginn sowie am Ende der Seedruckleitungen. Bei Nichtübereinstimmung erfolgt automatisch eine Alarmierung in der Zentrale der Seeleitungsbetreiber! Dies stellt einen besonderen Beitrag für die erforderliche Betriebssicherheit sowie für einen effektiven Gewässerschutz im Traunsee dar.