Donaudüker bündelt Ressourcen gegen Krisenzeiten

Klosterneuburg und Korneuburg sind zwei niederösterreichische Stadtgemeinden, die sich am Ufer der Donau direkt gegenüberliegen. Mittels eines Mikrotunnels unter der Flusssohle wurden die Versorgungssysteme der beiden Stadtgemeinden Klosterneuburg und Korneuburg miteinander verbunden. Für die Untertunnelung der Donau und die Durchführung der Leitungen für Trinkwasser, Naturwärme, Internet, Strom und Gas investierte die EVN rund 10 Mio. Euro. Damit soll die Versorgungssicherheit in der Region verbessert und der Ausbau der nachhaltigen Energieversorgung weiter vorangetrieben werden.

Um die Gas-, Wasser- und Fernwärmeleitungen der beiden Stadtgemeinden zusammenzuschließen, ließ die EVN einen 460 Meter langen und zwei Meter im Querschnitt messenden Mikrotunnel unter der Donau errichten. Der im Rohrvortrieb hergestellte Tunnel beinhaltet die Erdgas-Hochdruck-Zweigleitung Korneuburg-Klosterneuburg aus Stahl sowie zwei AGRULINE Trinkwasserleitungen aus dem Hochleistungskunststoff PE 100-RC in den Dimensionen da 560 mm SDR 11 für max. 16 bar Betriebsdruck. Die AGRU Kunststofftechnik GmbH lieferte dazu insgesamt über 1.000 m PE 100-RC Rohrleitung samt Formteilen. Aus Vorsorgegründen wurden im Donautunnel auch zwei Fernwärmeleitungen und eine Reserve Gas-Hochdruckleitung aus Stahl sowie 16 Kabelschutzrohre aus Kunststoff für Strom und Lichtwellenleiter miteingebaut. Für die Kabelschutzrohre lieferte die AGRU Kunststofftechnik GmbH insgesamt 2.880 m PE 100-RC Rohrleitung und Formteile in da 160 mm SDR 21.

Grabenloser Leitungsbau für die Infrastruktur

Der 460 m lange Donaudüker beginnt auf Klosterneuburger Seite am nördlichen Rand der Rollfährensiedlung und endet auf Korneuburger Seite in Tuttendörfl. Er wurde im Rohr-Vortriebverfahren von einem 40 Tonnen schweren Bohrkopf gebohrt und mit Betonrohren ausgekleidet. Die Tunneltrasse verläuft nicht gerade, sondern in einem Radius von 1.600 m. Aufgrund dieser „Bananenform“ ergeben sich unterschiedliche Überdeckungshöhe bis zur Donausohle von ca. 5 m im Uferbereich und max. 11 m in der Donaumitte. Dank der grabenlosen Bauweise konnte die Donau sicher unterquert und das Betonrohr mit 2 m Innendurchmesser effizient verlegt werden. Die Leitungen für Trinkwasser, Naturwärme und Internet wurden verschweißt, auf einer Schlittenkonstruktion in Position gebracht und über ein Schienensystem in die Tunnelröhre gezogen. AGRU lieferte 18 m extralange PE 100-RC Rohrstangen in da 560 mm, die den Schweißaufwand erheblich reduzierten. In den Anschlussbereichen kamen mechanisch gefertigte Heizwendelmuffen zum Einsatz. Anschließend wurde der Tunnel an beiden Enden abgedichtet, mit Wasser befüllt und die Leitungen auf mögliche Defekte untersucht. „Nach positivem Abschluss der Untersuchung konnte der Tunnel mit einer Betonsuspension verfüllt und dauerhaft wartungsfrei versiegelt werden“, erklärt EVN-Unternehmenssprecher Mag. Stefan Zach.

Fernwärme und Trinkwasser vernetzt

Auf der Korneuburger Seite wurden Leitungen vom EVN Kraftwerksgelände sowie von einem Brunnenfeld bis kurz vor das Donauufer verlegt und die notwendigen Tunnelarbeiten unter der Bahntrasse und der A22 verrichtet. Das kalorische Kraftwerk Korneuburg wurde im Jahr 2015 um ein Biomasseheizwerk der EVN ergänzt. Es verwandelt Waldhackgut aus der Region in nachhaltig erzeugte und umweltfreundliche Wärme. Dies ist auch ein weiterer Grund für den Bau des Versorgungstunnels. EVN-Sprecher Stefan Zach: „Die Biomasseanlagen auf beiden Seiten der Donau können bei einem Ausfall bzw. einer Revision jederzeit für die andere Anlage einspringen. Da wir auch beidseitig der Donau große Brunnenfelder und Quellen haben, ermöglicht der Tunnel eine Vernetzung der Trinkwasserreserven. Dies kann bei Ausfall eines Brunnenfeldes von essenzieller Bedeutung sein. Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen zeigt sich, wie wichtig regionale Versorgungssicherheit ist“.